BAADER - Ein Requiem
Eine musikalisch-szenische Lesung unternimmt den Versuch, den hallischen Underground-Autor Matthias „Baader“ Holst von Neuem sterben zu lassen.
Das Werk des Dichters Matthias „Baader“ Holst fiel in weiten Teilen der BRDigung zum Opfer. Wer ausgerechnet am 30. Juni 1990 – am Abend der Währungsunion – ins Gras beißt, darf sich darüber nicht wundern.
Wann war seine Zeit gekommen? Wo ist sie?
Im Todesjahr Marilyn Monroes? Kubakrise im sachsen-anhaltinischen Quedlinburg, Kind einer Verwaltungsleiterin und eines Englisch-Dozenten.
Oder später als Bauarbeiter, Postbote, Bibliothekar? Als hallischer Baal, Nervensäge, Dada-Zoni, prätentiöser Proletarier im aushauchenden Sozialismus der späten 80er Jahre?
Als anonymer Toter in der Berliner Charité? Als Dichterklischee?
„wir soffen rauchten und waren unglücklich
unsere kinder zeugten wir stets im stehn
immer zwischen 7 und 10
so vergingen unsere tage
wer an etwas glaubte wurde erschossen“
Seine „Briefe an die Jugend des Jahres 2017“ ließ er 27 Jahre zu früh alleine und trug so die Konsequenz des wahrhaft Anarchischen.
„nur ein toter dichter ist ein guter produktionsarbeiter“
Baader – Ein Requiem unternimmt den Versuch, den hallischen Underground-Autor Matthias „Baader“ Holst von Neuem sterben zu lassen. Was bleibt ist ein langer hagerer Körper aus Text, Skizzen, Fetzen und Rissen, der, wo immer er auftauchte, immer Wort war.