DAS LEBEWOHL. WOLKEN.HEIM.
VON ELFRIEDE JELINEK / Österreichische Erstaufführung
Elfriede Jelinek demaskiert in virtuoser Sprache die Strategien irrationaler, nationalistischer Ideologie. Sie zeigt auf, wie das Bewusstsein eines Kollektivs durch Abschottung, Fremdenhass und Fake News eingenebelt wird und in einem „Wir“ zusammenfließt, das nur mehr sich selbst kennt. Die Aufführung kombiniert die sarkastische Gesellschaftskritik von „Wolken.Heim. Und dann nach Hause“ mit dem agitatorischen Glanzstück „Das Lebewohl“, in dem eine nach Jörg Haider modellierte Kunstfigur den Parteivorsitz abgibt.
Das „Ich“ der Rede wird auf vier Schauspieler*innen aufgeteilt, die die multiple Persönlichkeit des Redners und damit das „Wir“ der Bewegung, die gar nicht so unterirdischen Bewusstseinsströme im politischen Seelenleben mancher Österreicher (Hans Rauscher), darstellen. Ein „Ich“ verkörpert die japanische Opernsängerin und Performerin Manami Okazaki, die als verfremdete, stilisierte Haider-Figur ihren Rückzug von der Macht überdenkt. „Muss ich denn jetzt wirklich in mein Bundesland zurückfahren? Ja, ich muss.“ Auf der Bildfläche erscheint ein neuer, zukünftiger Führer.